Niemand, den ich kenne, hat es so wie Diam geschafft, dass ich ihm gegenüber von Verachtung, über Hass, bis hin zu Zuneigung empfand. Er ist mit Abstand der unzugänglichste Aijnan den ich kenne. Dabei kenne ich ihn schon von klein auf.

Seine Mutter war eine Weise Frau von einem anderen Clan. Und da wir Weisen Frauen zumindest untereinander Kontakt hielten, lernte ich natürlich auch den kleinen Diam kennen. Damals war er noch ein fröhliches Kind, das stets lachte und mit den anderen Kindern spielte. Das änderte sich schlagartig als kurz nach der Geburt seines Bruders die Mutter starb.

Sein Vater, möge die Wüste seine Gebeine niemals wiederverwerten, übernahm leider die Erziehung der beiden Kinder. Als ich viele Jahre später Diam bei der Einsetzung von Somiad als Clanhäuptling wieder sah, empfand ich sehr schnell nur noch Verachtung für ihn.

Er war zu einem Aijnan herangewachsen, der genau wusste was er kann. Ohne Zweifel war das eine Menge, denn schließlich hat sich sein Ruf der beste Kämpfer aller Aijnan, bei jedem der 12 Clans zu sein verbreitet. Er trat so arrogant auf, dass er es nur seinem Ruf verdankte, dass ihn niemand zu töten versuchte.

Ich redete mir ein, dass er ja eh bald wieder zu seinem Clan zurückkehren würde und wir ihn nie wieder sehen werden. Leider blieb er. Wie es sich herausstellen sollte, blieb er eine lange Zeit. Wenn ich damals seinen Beweggrund erahnt hätte, ich hätte ihn mit Blitzen aus dem Lager getrieben, oder mit Feuerkugeln. Er blieb, weil er sich mit Moad in einem Zweikampf messen wollte. Dabei wäre Moad beinahe gestorben. Nur Elethan und Thorn ist es zu verdanken, dass mein Sohn das überlebt hat.

Ab diesem Zeitpunkt konnte ich für Diam nur noch Hass empfinden. Nur um sich selbst zu bestätigen, würde er andere Aijnan töten. Zwar in einem ehrenvollen Zweikampf, aber für nichts und wieder nichts. Aber auch dann verließ er uns nicht. Wiederum erfuhren wir erst viel später warum. Er war neugierig geworden. Er wollte Elethan kennen lernen, und vor allem wie wir miteinander umgehen. Dass es auch ein freundliches miteinander gibt, hat ihn niemand beigebracht. Mit der Zeit lebte er sich ein bisschen besser ein, und schließlich wurden er und Moad Freunde. Dass die beiden als Helden ihres Volkes angesehen werden, muss ich hier nicht mehr erwähnen. An anderer Stelle wird ausführlicher darüber zu lesen sein. Seit er so etwas Ähnliches wie eine Heirat mit der Sinar Majedah eingegangen ist, soll er ein wenig lockerer geworden sein. Außerdem erzählt man sich, dass man mit ihm jetzt auch Gespräche führen kann: Richtige, echte Gespräche. Demnächst wird man behaupten, dass es fliegende Schiffe gibt.




Anmerkung von Theiwia:

Eigentlich hat Sorei schon alles über ihn erzählt, außer das er wirklich eine erstaunliche Entwicklung durch gemacht hat. Und das meine ich im positiven Sinne. Vom überheblichen Kämpfer, den jeder, und ich meine wirklich jeder, gehasst hat, bis hin zu einem freundlichen, umgänglichen Mann. Sicherlich, wenn er nicht will, dann kann man ewig versuchen, ihn zu einem Gespräch zu bringen. Es hat keinen Sinn. Aber er hat sich wahrlich geändert, ohne dass er sich selbst dabei verloren hätte.

Eines muss ich aber noch Anmerken: Entweder bin ich zu langsam oder alle anderen zu schnell. Kaum das Diam sich soweit geändert hat, dass man ihn ins Zelt mitnehmen würde, kommt schon diese Majedah daher und schnappt sich ihn. Dabei sieht er so gut aus und sie... so langsam ist das ungerecht.




Zusatz von Sorei:

Elethan hat mir berichtet, dass es bei den Sinar fliegende Schiffe gibt.




Zusatz von Theiwia:

Doch, doch. Mit Diam kann man durchaus Gespräche führen. Irgendwann wird Sorei das auch noch glauben können.




Zusatz von Sorei:

Eine wichtige Sache habe ich in meiner Einschätzung vergessen: Diam hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Aijnan in Ahinjamuhr leben.

Als er damals bei uns blieb, nach dem Duell mit Moad, machte sich Bendhia zusammen mit dem kleinen Elethan, Moad, Ki und Salivon auf den Weg, um die Wahrheit über die Stadt zu erfahren. Dazu muss angemerkt werden, dass Ahinjamuhr früher verlassen, nur noch aus Ruinen bestand und von einem grausigen Nebel verhüllt war.

Bendhia war es schließlich, die auf die Idee kam Elethan, dort hinzubringen und die Göttin den Rest machen zu lassen. Das ist mit einfachen Worten erklärt, wozu es sonst eine Seitenlange Abhandlung geben müsste. An anderer Stelle kann man mehr darüber mehr lesen.

Jedenfalls wurden sie auf dem Rückweg von Schatten bedrängt, und Diam tauchte unvermittelt bei ihnen auf, um sie zu Unterstützen. Ich glaube, das war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich nicht nur Hass für ihn empfand. Er aber verschwand fast spurlos. An seiner statt, war nun mehr blutiger Sand, aber Diam selber war verschwunden. Heute weiß ich nicht mehr wie lange er weg war, jedenfalls so lange, dass ihn jeder für Tod gehalten hat. Irgendwann tauchte er wieder auf, zusammen mit einer Menschenfrau. Um es kurz zu halten: Halb tot wurde Diam von einer Sklavenkarawane gefunden, Gesund gepflegt, und da er sich an nichts erinnern konnte, weder wer er war, noch wo er herkam, wurde er als Kämpfer benutzt, der für Geld in die Arena stieg. Die Menschenfrau erkannte aber, dass er ein Aijnan war, und half ihm dabei seine Erinnerungen wieder zu finden. Gemeinsam flohen sie in die Wüste, aber nicht ohne das Diam mit dem Sklavenhändler abgerechnet hat.

Das zweite Mal ist auch noch nicht so lange her. Vor 16 Jahren zog mein Clan nach Ahinjamuhr. Als Erste und Einzige haben wir uns auf den Weg gemacht, weil die anderen Clans erst in die Stadt ziehen würden, wenn sie sehen, dass es uns erst damit ist.

Uns allen war klar, dass der Schattenläufer sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. So kam es, dass er uns mit einer überwältigend Übermacht mitten in der Wüste zum Kampf stellte.

Erneut kam die Rettung durch Diam, der zu seinem Clan ging und mit seinem Vater einen Disput austrug, weil sein Vater uns nicht unterstützen wollte. Kurzerhand übernahm Diam die Führung des Clans, in dem er sich seines Vaters entledigte (als ich das erfuhr, fand ich ihn höchst sympathisch) und uns mit seinem Clan half. Gemeinsam zogen wir nach Ahinjamuhr und bald darauf trafen die restlichen Clans dort ein. Die Aijnan wurden wieder ein Volk, und großen Anteil daran hatte Diam. Das sollte nie in Vergessenheit geraten.




Zusatz von Theiwia:

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.