Meine Tochter Ghidhi ist ein Sonnenschein. Anders kann man sie nicht beschreiben. Ich bin mir sogar sicher, dass sie nach ihrer Geburt nicht geschrien hat, sondern gluckste. Wie auch immer, jedenfalls zieht sich das, wie ein roter Faden durch ihr ganzes Leben, bis zum heutigen Tag. Ich habe sie vielleicht fünf- oder sechs mal in ihrem Leben nicht lächeln, strahlen oder lachen gesehen. Bei diesen seltenen Gelegenheiten verlor sie Vater, Bruder oder Schwester. Dennoch hat sie das nie aufgehalten, weiterhin ihr Leben mit einer Fröhlich- und Freundlichkeit zu leben, wie ich sie sonst noch nie bei einem Aijnan oder einem angehörigen eines anderen Volkes gesehen habe.

Ich habe es selbst erlebt wie sie in einen Raum kam, und sich die Atmosphäre fast auf einen Schlag änderte. Schlechte Laune oder trübe Gedanken haben keinen Platz an dem Ort, an dem sie sich aufhält. Es ist eine bemerkenswerte Fähigkeit. Und ich bewundere Ghidhi dafür; nicht das sie die Fähigkeit besitzt, sondern wie sie damit umgeht. Jede Fähigkeit beinhaltet auch eine Verantwortung. Und Ghidhis Fähigkeit birgt wohl eine der größten Verantwortungen, die sie meisterlich umsetzen kann. Ja, ich bin sehr stolz auf sie.

Was den Umstand angeht, dass sie innerhalb von drei Tagen Anathah für sich gewonnen hat, dass er sie heiraten möchte, konnte ich zu Anfangs nicht nachvollziehen. Ich kenne keine Einzelheiten, jedoch ist mir einiges ans Ohr gedrungen, dass mich an mich selber erinnert, wie ich Madhars Herz gewann. Niemals hätte ich gedacht, das Ghidhi mir so sehr ähnelt, wie ich als ich noch ein Mädchen war. Auf jeden Fall steht ihre Liebe und Leidenschaft unter einem guten Zeichen, denn all das, das Anathah Elethans Bruder ist, dass er ein Drachenreiter ist, ist kein Zufall.




Zusatz von Theiwia:

Als Kind hat Ghidhi mir mehr als einmal einen Streich gespielt. Streiche der Art, das ich sie am liebsten in einen Sack gesteckt und zum trocknen in die Mittagshitze gehängt hätte. Doch konnte man ihr nie böse sein. Damals wie heute nicht. Heute gibt es zudem auch keinen Grund ihr böse zu sein. Sie arbeitet Fleißig im Gewächshaus und auf den Feldern, und versprüht dabei diese frohe Aura, die sie auszeichnet.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass sie durchaus öfters nicht gelächelt hat, als Sorei vermutet oder weiß. Aber das sollte Sorei nicht grämen, denn für einige Gespräche ist eine Tante besser geeignet als eine Mutter. Diese Gespräche waren sehr gefühlsbetont, aber schon während sie mein Zelt verließ, lächelte sie wieder, und in ihrem Lächeln liegt stets die Wahrheit; das sie es ehrlich meint. Eine bemerkenswerte junge Frau.

Ich hoffe sehr für sie, dass der Mann den sie liebt sie nicht enttäuscht. Es wäre für uns alle ein herber Verlust, der nie wieder gut zu machen wäre, wenn ihr Herz brechen würde.