Mia, die Tochter meines Sohnes Moad, hat zu ihrem Glück mehr von ihrem Vater als von ihrer verstorbenen Mutter geerbt. Zielstrebigkeit, Entschlossenheit, Besonnenheit sind allesamt Eigenschaften, die ihre Mutter niemals besaß. Es mag sich jetzt so anhören, dass ich ihre Mutter nicht leiden konnte. Das ist nicht unbedingt korrekt. Ich fand nur immer, dass mein Sohn weit unter seinen Möglichkeiten geheiratet hatte. Möglich das jede Mutter so denkt. Aber Mias Mutter so unglaublich naiv gewesen, dass man es ohne Probleme als brutal bezeichnen kann. Diese Naivität hat ihr schließlich das Leben gekostet. Die Wüste ist kein Platz für verweichlichte Feuchtländer. Natürlich ist es nie gut, wenn ein Kind ohne Mutter oder Vater aufwächst, aber Mia hatte dennoch Glück. Zum einen ist sie gerade ein Jahr alt gewesen, als ihre Mutter starb. Zum anderen kam sie so in den Genuss, dass meine Töchter und ich sie größtenteils aufzogen. Das zumindest, wenn Moad unterwegs war. Wenn er zu hause war, dann verwöhnte und verzog er Mia, wie man es schlimmer kaum machen kann. Er nennt sie Prinzessin und das zu Recht. Auf jeden Fall ist Mia eine Aijnan, auch wenn ein wenig menschliches Blut in ihren Adern fließt. Sie ist mehr Aijnan als so manche Reinblutige.

Wer jetzt aber erwartet, dass sich Mia wie eine verwöhnte Prinzessin verhält, der täuscht sich gewaltig. Schon als kleines Kind zeigte sie eine überdurchschnittliche Intelligenz, die sich mit dem Alter noch steigerte. Früher zeigte sich das vor allem, wenn sie bei mir war. Sie wusste genau was sie machen darf und was nicht. Kaum war aber ihr Vater wieder da, war alles erlaubt. Egal was sie wollte, er machte es ihr möglich. Auch heute noch. Einmal, vor Jahren, sprach ich Moad deswegen an. Danach schwor ich mir, mich nie wieder in seine Familie einzumischen, wenn mir die meinige etwas bedeutet. So jedenfalls habe ich meinen Sohn noch nie erlebt und ich hoffe, er spart sich das für unsere Feinde auf. Mia, kann man sagen, hat ihren Vater jedenfalls gut im Griff. Zum Glück nutzt Mia ihren Verstand nicht nur, um ihren Vater um den Finger zu wickeln. Schon seit Jahren lehrt sie den Jüngsten Lesen und Schreiben, Grundzüge der Mathematik und Geschichte. Und sie macht das sehr gut. Wo ich mir durch Strenge Respekt verschaffe, hat sie einen Weg gefunden durch Güte, Verständnis und einer priese Humor sich nicht nur Zuhörer zu sichern, viel eher beten die Kinder sie beinahe an. Ihre Charaktereigenschaften und ihr sehr gutes Aussehen, wohl das einzige, das sie von ihrer Mutter hat, zieht natürlich jede Art von Verehrer und Verehrung an. Doch da sie noch keine 20 Jahre alt ist, nimmt sie das alles vielleicht noch nicht so ganz ernst, oder aber sie ist wirklich so klug wie ich ihr unterstelle, und sie kostet das Leben eben aus. Ich hoffe sie ist so klug, denn anders kann ich mir nicht erklären, dass sie recht oft mit den Lemuri Ihlandîl und dessen Freund zusammen ist. Darauf sollte mein Herr Sohn achten. Aber nein, das bleibt natürlich an mir hängen. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht gerne machen würde, denn unvernünftiger Weise hege ich noch immer die Hoffnung, dass sich in Mia ein winziger Funken Magie rühren kann. Was für eine Weise Frau sie doch wäre.




Anmerkung von Theiwia:

Darunter setze ich mein Zeichen; Mia wäre eine wunderbare Weise Frau. So wie Fenajah, nur ohne den bedrückenden Fanatismus. Leider sind unsere Richtlinien eindeutig; keine Magie, keine Weise Frau. Schade.

Wie Sorei schon anmerkte, ist Mia nicht nur klug, sondern intelligent. Kindern Lesen und Schreiben bei zu bringen, scheint sie zu unterfordern. Jedenfalls dachte ich zu Anfangs, dass sie ihre Talente vergeudet. Aber es macht ihr Spaß und wenn man die Kinder dabei sieht, dann denke ich kann es nichts Besseres für ein Volk geben, als solche Lehrer wie Mia eine ist.

Ach ja. Sie macht ganz ausgezeichnete Suppen. Sehr lecker.




Zusatz von Sorei:

Rate mal von wem sie das gelernt hat.




Anmerkung von Theiwia:

Und von wem hast du das gelernt? Nun?




Zusatz von Sorei:

Hier geht es um Mia und nicht um mich.