Ich frage mich, was dereinst in den Geschichtsbüchern über meinen ältesten Sohn Moad stehen wird. Vermutlich wird das für mich weniger spannend, da ich zurzeit diese Bücher schreibe.

Jedenfalls wird über Moad geschrieben stehen, dass er in der Zeit der Wiederkehr ein berühmter Heerführer war, dass er die Reinkarnation eines legendären Helden, selbst ein Held und Drachenritter war. Nirgendwo, außer hier, wird stehen, dass er mir seid dem Moment seiner Geburt Kummer bereitet hat. Von den Schmerzen bei der Geburt rede ich dabei nicht. Die sollte Frau so oder so als gegeben hinnehmen. Ich spreche von dem Moment als Theiwia ihn aus meinem Schoß nahm. Während Moad seinen ersten Atemzug tat, offenbarte mir Theiwia, dass er ein Sucher sei. In der Zeit vor der Vereinigung der Clans waren Sucher selten aber hoch angesehen. Ihre Aufgabe war es, sobald sie die Speere erhalten haben, den Einen in der Welt außerhalb der Wüste zu suchen, zu finden oder bei der Aufgabe zu sterben. Jetzt kann man sich sicherlich vorstellen, wie das für mich war. Kaum hatte ich ihm das Leben geschenkt, wusste ich, dass ich ihn wieder verlieren würde. Sein Vater war unheimlich stolz auf ihn deswegen. Jedenfalls wurde Moad immer älter und ich versuchte nicht daran zu denken. In diesen Jahren, bis er mit 17 die Speere erhielt, war er ein fröhlicher und fürsorglicher Junge. Er kümmerte sich hingebungsvoll um seine jüngeren Geschwister, war in Sachen Körperertüchtigung und Kampf ein Naturtalent und in jeder Hinsicht charmant. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, das wir stellenweise unser Heim nicht verlassen konnten, wegen den Mädchen und jungen Frauen. Das er erst mit 17 die Speere erhielt, also zwei Jahre später als es normal wäre, lag einzig und allein an mir und meinem Wunsch, ihn nicht zu verlieren. Das war auch der Erste und einzige Streit, den ich mit meinem Mann jemals hatte. Schließlich konnte selbst ich das unvermeidbare nicht mehr länger hinauszögern. Bevor Moad sich umdrehte, um uns für immer zu verlassen, wie ich damals dachte, warf er mir einen Blick zu, den ich niemals vergessen werde. Er war voller aufgeregter Neugier und tiefer Trauer, dass es mir beinahe das Herz zerriss.

Was er in den 8 Jahren erlebte, bevor ich ihn das nächste Mal wiedersah, gehört nicht hier her und sollte vor allem von ihm selber erzählt werden.

Als er mit 25 Jahren wieder zurückkehrte, hatte er Elethan dabei. Aber nicht nur ihn. Er hatte eine menschliche Frau geheiratet und mit ihr zusammen Mia gezeugt. Noch schlimmer als das war aber für mich, dass er sich so sehr verändert hatte. Er war still, entnervend ruhig und unnahbar kühl. Langsam taute er wieder auf, aber als es soweit war, dass ich ihn zur Rede stellen konnte wegen seiner Frau, verstarb sie und er verfiel in ein noch tieferes Loch als vorher. Er war in jener Zeit eigentlich nur noch für Mia da, erledigte den Rest seiner Pflichten eher nebenbei. Die einzigen, die noch Zugang zu ihm hatten waren seine Freunde Lapiana und Thorn. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass Moad wieder ins Leben zurück fand. Seitdem wird er fast täglich wieder zu dem Sohn, den ich so vermisst hatte. Ich könnte eigentlich rundum Glücklich sein, wenn es da einen Punkt nicht gäbe.

Man kann nicht über Moad reden, ohne Ki zu erwähnen, seine Ehefrau. Das klingt in meinen Ohren immer noch seltsam. Ki ist eine Gestaltwandlerin. Zumindest kann sie drei Gestalten annehmen; Frau, Katze, Panther. Nicht gerade das, was ich mir als Schwiegertochter vorstellen würde. Ki ist nicht geboren worden, sondern gemacht. Sie betrachtet alles aus der Sichtweise einer Katze. Ebenfalls etwas, das ich mir nicht für eine Schwiegertochter wünsche. Mutter – Tochter Gespräche würde ich mir wünschen, aber das kann ich bei ihr vergessen. Aber ich kann mir wünschen was ich will, in der Hinsicht habe ich so oder so nichts zu sagen. Sie kennen sich 18 Jahre, sind seid 15 Jahren zusammen und seid wenigen Monaten verheiratet. Ich hätte heulen können, und das nicht vor überschwänglicher Freude. Na ja, er muss mit ihrer Art und der Tatsache klarkommen, dass sie ihm keine Kinder schenken kann. Er scheint glücklich zu sein, und das ist ja eigentlich genau das, was eine Mutter sich für ihre Kinder wünscht. Und diesen Wunsch kann ich mir wenigstens erfüllen.




Zusatz von Theiwia:

Als ich Moad aus Sorei raus holte und erkannte, dass er ein Sucher ist, war mein Interesse geweckt. Seit jener Stunde verfolge ich aufmerksam seinen Werdegang. Ich wusste sofort, dass er etwas Besonderes ist, nicht nur wegen dem Suchermal. Ich sah, wie er zu einem netten und fähigen Jungen heran wuchs. Ich sah, wie er sich auf den Weg machte, die Wüste zu verlassen, und ich bedauerte es zutiefst, dass ich ihn nicht begleiten konnte. Was in den 8 Jahren geschah, die er Unterwegs war, weiß ich immer noch nicht genau. Und ich wage es zu bezweifeln, dass wir es jemals erfahren werden. Wie auch immer. Er kam zurück und mit ihm die Hoffnung in Gestalt Elethans. Spätestens da wurde mein Gefühl, das er etwas Besonderes ist, bestätigt. Ebenfalls war mir klar, dass er auch in Zukunft sehr wichtig für unser Volk sein wird. Ich will überhaupt nicht darauf herum reiten, aber... ich hatte Recht.

Moad ist heute die konsequente Weiterführung dessen, was er als Junge war. Er ist ein begnadeter Kämpfer und Heerführer, stets freundlich und sieht unverschämt gut aus. Außerdem ist er verheiratet und leider auch noch sehr treu. Aber da niemand weiß, wie alt Ki wird, nicht mal sie selbst, und solange die Hoffnung bestehen bleibt, dass sie Morgen tot umfallen kann, bleibe ich in Lauerstellung.

Spaß beiseite. Ich mag Ki wirklich. Nicht nur das sie wegen ihrer Fähigkeiten uns allen eine große Hilfe war und immer noch ist, nein sie macht Moad auch glücklich. Und wie Sorei schon so richtig bemerkte; das ist schließlich das Wichtigste. Ki hat etwas an sich, das sie in meinen Augen niedlich macht. Dabei ist es egal in welcher der drei Formen sie sich befindet. Ich finde sie immer niedlich.




Zusatz von Sorei:

Eine Aijnan. Egal welche. Hauptsache eine Aijnan.

Wegen mir sogar Theiwia.




Anmerkung von Theiwia:

Willst du mich wirklich als Schwiegertochter? Das kann ja spannend werden.