Rhuan ist ein Wunder vor der Göttin. Von klein auf an stolperte er durchs Leben, hinter sich und um sich herum Chaos hinterlassend. Wo immer er erscheint, passieren die unmöglichsten Dinge. Angefangen von kleinen Ärgernissen, wie das herunterfallen von etwas das Jahrelang auf seinem Platz stand ohne das jemand es berührte, bis hin zu ausgewachsenen Katastrophen, wie etwa den Einsturz eines Hauses. Erstaunlicher Weise ist ihm selber bei diesen Unglücksfallen nie etwas ernsthaftes passiert, eben so wenig Leuten, die bei ihm waren. Irgendwie scheint sich dieses Phänomen um ihn herum zu bilden und greift dabei hauptsächlich und ernsthaft unfreundlich gesinnte Wesen an, so dass diese zu Schaden kommen. Kleinere Verletzungen nehmen dabei auch Freunde und Bekannte hin, aber niemals so schlimm, dass sie bleibenden Schaden davon tragen.

Das er ungeschickt ist, kann man wirklich nicht sagen, denn er entpuppte sich als ein wahrer Künstler, was Steinmetzarbeiten angeht. Mit unglaublicher Geduld und ruhiger Hand hat er einige der schönsten Arbeiten an den Gebäuden Ahinjamuhrs erschaffen. Zu meinem persönlichen Leidwesen geht er dieser Berufung nicht nach. Vielmehr ließ er sich von meiner Tochter Dehri dazu überreden, mit ihr zusammen eine Taverne zu eröffnen und zu führen. Zum einen tut es mir Leid, dass er seine wunderschöne Arbeit nicht mehr weiterführt und wohl eine ernsthafte Beziehung mit meiner Tochter einging, zum anderen aber sehe ich, wie er es als einziger schafft, auf Dehri beruhigend einzuwirken. Vermutlich hat das damit zu tun, dass sie ihn wahrlich liebt. Alles hätte ich vermutet aber niemals, dass meine Tochter ihr Herz verschenken würde. Noch dazu an Rhuan. Aber sei es, wie es sei.

Rhuan hat sich aber als ausgesprochen Erfindungsreich erwiesen was die Taverne angeht. Denn seinem wundervollen Taschenfleisch ist es mit zu verdanken, dass ihre gemeinsame Taverne jeden Abend brechend voll ist. Seine stets freundliche und höfliche Art tut ihr übriges dazu, dass eigentlich jeder von ihm als einen sehr angenehmen Mann und Gesprächspartner spricht.

Das er, entgegen dem üblichen Erscheinungsbild der Aijnan, sehr kräftig gebaut ist, macht ihn durchaus ansehnlich. Aus dem schlaksigen, unbeholfenen Jungen ist ein Bild von einem Mann geworden. Jede Frau die dies aber in Gegenwart von Dehri ausspricht, darf sich auf die liebevolle und bestimmte Art von ihr einstellen.




Anmerkung von Theiwia:

Ja, ja, Rhuan. Kaum ein Junge hat mir soviel Arbeit verschafft wie er. Dabei war und ist es einfach niedlich, wie er dabei immer guckt und sich entschuldigt. Man merkt auf jeden Fall, dass es ihm peinlich ist und er sich dessen schämt, was rings um ihn herum geschieht. Dabei kann er wirklich nichts dafür. Aber auch wir Weisen Frauen haben bislang keine Erklärung für das gefunden was oft in seiner Gegenwart passiert. Schlussendlich muss man sich einfach eingestehen, dass es einfach so ist. Die Göttin wird sich schon etwas dabei gedacht haben.

Ansonsten ist es ungemein spannend wie er und Dehri miteinander umgehen. Selten sah ich so ein ungleiches Paar, dass sich so perfekt ergänzt. Egal was Sorei sagt, die beiden wurden füreinander geschaffen. Niemals zuvor sah ich Dehri so oft lächeln, wie in seiner Gegenwart, auch wenn sie meint es immer im heimlichen zu tun.

Rhuan ist in guter Mann und in seiner Güte und Freundlichkeit kommt ihm kaum einer gleich. Was vermutlich aber auf alle Männer zutrifft, die ein wenig zu viel geraten sind. Auf jeden Fall ist er jemand, auf den man sich uneingeschränkt verlassen kann, egal was sein mag. Davon konnte ich mich persönlich beim Freihafen überzeugen, als ich um ein Haar bei einem Angriff von Skorpionen unter deren Beine kam und Rhuan plötzlich erschien, um mir den Weg zu den Verletzten freimachte. Und ich weiß, dass nicht nur ich in recht hohen Tönen von ihm rede.